Wirbelgleiten

Das Gesetz der schiefen Ebene

Definition

Beim «Wirbelgleiten nach vorne» (Antelisthesis) ist ein Wirbelkörper instabil und gleitet bei der Vorbeuge nach vorne – und wieder zurück. Ursache ist eine Unvollkommenheit während der embryonalen Entwicklung: Linke und Rechte Hälfte des Wirbelbogens sind unvollständig zusammen gewachsen. Bewegungsabhängige Schmerzen und Instabilitätsgefühl sind typische Beschwerden.
Eine ganz andere Situation ist das «Wirbelgleiten nach hinten» (Retrolisthesis) im Rahmen altersbedingter degenerativer Bandscheibenabnutzung. Das Ausmass des Wirbelgleitens nach hinten ist geringer – kann dafür aber umso mehr und viel häufiger Beschwerden bereiten.

Das Problem

  • Einzelne vorverlagerte Wirbelkörper sind meist angeboren, stabil und bedürfen keiner Therapie
  • Beim «angeborenen Wirbelgleiten nach vorne» liegt eine Instabilität vor, der Wirbel rutscht nach vorn
  • Beim «degenerativen Wirbelgleiten nach hinten» liegt eine Instabilität vor, der Wirbel rutscht zurück

Spiraldynamik® Therapie

  • Die Therapieformel lautet in beiden Fällen: Wirbelsäule aktiv in die Länge aufspannen plus Rumpfstabilität.
  • Beim «Wirbelgleiten nach vorn» kommt der Aufrichtung des Beckens besondere Bedeutung zu
  • Beim «Wirbelgleiten nach hinten» dem Vermeiden von Rundrücken und thorakalem Überhang.

Operation Ja oder Nein?

Therapie

  • Die stabile «Wirbelverschiebung» nach vorne ist angeboren bzw. entwickelt sich während des Wachstums, verläuft in vielen Fällen ohne Beschwerden und ohne Therapiebedarf. Beim Auftreten von Beschwerden beim «Wirbelgleiten nach vorne» stehen funktionelle Therapienim Vordergrund – mit Fokus auf die Aufrichtung des Beckens, Entspannung verspannter Muskeln im Kreuz sowie Kräftigung der Rumpfmuskulatur. In der Literatur sind einzelne Fälle beschrieben, bei denen der vorgeschobene Wirbel (Spondylolisthesis II°) therapeutisch reponiert werden konnte.
  • Bei Auftreten von Beschwerden beim degenerativen «Wirbelgleiten nach hinten» orientiert sich die funktionelle Therapie an den Beschwerden. Zudem ist die Wirbelsäulenstatik als Ganzes gezielt anzugehen. Infiltration (epidural) ermöglichen eine befristete Schmerzreduktion.

 

Operation

  • Für das angeborene «Wirbelgleiten nach vorne» gilt: Überschreitet das Gleiten ein bestimmtes Ausmass, kommen die operative Versteifung der betroffenen Wirbel häufiger zum Einsatz. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Vorderkante des darunterliegenden Wirbelkörpers sich abzurunden beginnt. Für die Operation gibt es verschiedenen Verfahren, die kurzfristige Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung ist belegt, allerdings führt bei einem beträchtlichen Anteil der Patient die OP trotz intensivem postoperativem Reha-Programm nicht zum erwünschen Erfolg.
  • Beim degenerativen «Wirbelgleiten nach hinten»orientiert sich die Indikation zur Operation an Schmerz und Leidensdruck. Der Nutzen solcher Operationen beim abnützungsbedingten Wirbelgleiten wird bis heute kontrovers diskutiert. Im Falle eines operativen Eingriffs ist eine vorgängige Physiotherapie empfehlenswert.

Tipp

Das so genannte Wirbelgleiten ist in den allermeisten Fällen kein Gleiten, die Wirbelkörper sind stabil. Im Falle einer echten Instabilität mit Gleiten nach vorne und entsprechenden Beschwerden ist die operative Stabilisierung die Therapie der Wahl. Beim degenerativen Gleiten nach hinten sind konservativ-funktionelle Therapien zu bevorzugen, die (axiale) Stabilisierung der Lendenwirbelsäule im Alltag ist entscheidend um ein Fortschreiten zu verhindern.

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