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Das biopsychosoziale Modell – warum wir Schmerzen ganzheitlich verstehen müssen

Das biopsychosoziale Modell – warum wir Schmerzen ganzheitlich verstehen müssen

Schmerzen gehören zu den häufigsten Gründen, warum Menschen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Viele Betroffene gehen zunächst davon aus, dass sich Schmerzen immer direkt durch eine „körperliche Ursache“ wie eine Verletzung oder Entzündung erklären lassen. Doch moderne Schmerzforschung zeigt: So einfach ist es oft nicht. Vor allem chronische Schmerzen entstehen aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren – körperlicher, psychischer und sozialer. Dieses Zusammenspiel beschreibt das sogenannte biopsychosoziale Modell.

Was bedeutet das biopsychosoziale Modell?

Das Modell wurde in den 1970er-Jahren vom Arzt und Psychiater George L. Engel entwickelt. Es besagt, dass Gesundheit und Krankheit nicht allein durch biologische Prozesse erklärbar sind, sondern auch durch psychische und soziale Einflüsse mitbestimmt werden. Auf Schmerzen übertragen heißt das:

  • Biologische Faktoren: Verletzungen, Entzündungen, Veränderungen am Bewegungsapparat oder Nervenreizungen.
  • Psychologische Faktoren: Stimmungslage, Stress, Ängste, Grübeln, Schlafprobleme oder ein Gefühl der Hilflosigkeit.
  • Soziale Faktoren: Belastungen im Beruf, Konflikte in der Familie, soziale Isolation oder fehlende Unterstützung im Alltag.

Diese drei Ebenen wirken aufeinander ein. Ein Beispiel: Rückenschmerzen nach einem Bandscheibenvorfall können durch Schonhaltung verstärkt werden. Angst vor Bewegung kann wiederum die Heilung verzögern. Gleichzeitig kann Stress am Arbeitsplatz die Schmerzempfindung steigern.

Früher wurde Schmerz fast ausschließlich als Signal eines geschädigten Gewebes verstanden. Doch gerade bei chronischen Schmerzen zeigt sich: Auch wenn die ursprüngliche Verletzung längst verheilt ist, können die Schmerzen fortbestehen. Nervenzellen im Rückenmark und Gehirn „lernen“ Schmerz und bleiben überempfindlich.

Wenn Ärztinnen und Therapeuten nur nach einer rein körperlichen Ursache suchen, bleibt oft ein großer Teil der Wahrheit unberücksichtigt. Viele Patientinnen und Patienten erhalten dann zahlreiche Untersuchungen und Behandlungen – ohne dass die Beschwerden tatsächlich besser werden.

Spiraldynamik® – ein Ansatz, der das Ganze sieht

Ein Beispiel für die praktische Umsetzung des biopsychosozialen Modells ist die Spiraldynamik®. Dieses Bewegungskonzept betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit – Körper, Geist und Verhalten – und fördert ein gesundes Bewegungs- und Schmerzverständnis.

  • Spiraldynamik® MED: richtet sich an medizinische und therapeutische Fragestellungen. Durch eine gezielte Analyse von Fehlhaltungen oder ungünstigen Bewegungsmustern lernen Patientinnen und Patienten, ihre Bewegungen bewusst zu verbessern. So lassen sich Fehlbelastungen reduzieren, Schmerzen lindern und die Selbstheilungskräfte unterstützen.
  • Spiraldynamik® MIND legt den Fokus auf das mentale Training. Hier geht es darum, Bewusstsein für die eigenen Gedanken, Haltungen und Gefühle im Umgang mit Schmerz zu entwickeln. Stressmanagement, Achtsamkeit und mentale Strategien helfen, den Teufelskreis aus Angst, Schonung und Schmerz zu durchbrechen.

Damit vereint die Spiraldynamik® biologische, psychologische und soziale Aspekte der Schmerzentstehung – ganz im Sinne des biopsychosozialen Modells.

Das biopsychosoziale Modell macht deutlich: Schmerzen sind nie nur ein „defektes Körperteil“. Sie entstehen aus dem Zusammenspiel von Körper, Psyche und Umfeld. Therapien wie die Spiraldynamik® mit ihren Ansätzen MED und MIND zeigen, wie wichtig ein integratives Vorgehen ist. Wer versteht, wie eng Körper und Geist zusammenwirken, kann aktiv an seiner Genesung mitwirken – und findet neue Wege, Schmerzen nachhaltig zu bewältigen.

Florian Binzer
Oktober 2025